Leben und Lieben im Berliner Hinterhof
Nachdem RTL und die ARD jeweils zwei Seifenopern in ihrem Vorabendprogramm etabliert hatten, wagte auch der Münchener Sender RTL2 im Jahr 1996 den Schritt, eine tägliche Serie in seinem Programm unterzubringen: „Alle zusammen – jeder für sich“ nahm den Zuschauer mit in den Ziegelhof, einen fiktiven Berliner Gewerbehof, wo sich eine Arztpraxis, eine Kfz-Werkstatt, ein Tanzstudio, das Café „Pinguin“ und einige Wohnungen aneinanderreihten.
Zu Beginn der Serie zieht der verwitwete Arzt Dr. Hans-Joachim „Hajo“ Baer (Peter Hladik) gemeinsam mit seinen drei Töchtern Pamela (Sandra Gerhard), Caroline (Pamela Großer) und Sybille (Denise Zich), genannt Billie, zurück nach Berlin, nachdem die Familie lange Zeit in den Vereinigten Staaten gelebt hat. Im Ziegelhof gründet Baer eine Gemeinschaftspraxis mit dem intriganten Dr. Bruno Freytag (Dieter Bach) und dem Ehepaar Dr. Lukas Burkhart (Stephan Hippe) und Dr. Heike Burkhart (Beate Maes). Das Pikante an der Sache ist, dass Lukas und Bruno einst beste Freunde waren, bis sie sich beide in Heike verliebten. Am Ende machte Lukas das Rennen, doch Bruno hegt nach wie vor Gefühle für Heike und versucht nun, sie Lukas abspenstig zu machen.
Später beginnt Bruno eine halbherzige Beziehung mit Pamela, schläft dann aber mehrmals mit der labilen Sonja Kupfer (Sonja Stein). Als er sich von ihr trennen will, dreht Sonja durch, vergewaltigt Bruno und will ihn und Pamela erschießen. Nach diesem schrecklichen Erlebnis distanziert sich Bruno von Pamela und kommt Heike gefährlich nahe, die ihm dabei helfen will, sein Trauma zu bekämpfen. Nachdem Pamela in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt ist, erfährt Bruno zu allem Übel, dass er Hajo Baers unehelicher Sohn ist!
Arnold Edel (Matthias Bundschuh) betreibt das Café „Pinguin“ und beschäftigt dort Charlotte Bonalí (Daisy Dee) und Fritz Dollinger (Oliver Petszokat) als Kellner. Mit beiden teilt er sich auch privat eine Wohnung. Niemand ahnt, dass Arnold ein Doppelleben führt: Er verkleidet sich gerne als Frau und nennt sich dann „Renee“. Mit der russischen Tanzlehrerin Tamara Juranowa (Brit Gdanietz) verbindet Arnold eine tiefe Freundschaft. Als Tamara in ihre Heimat abgeschoben werden soll, geht Arnold eine Scheinehe mit ihr ein. Aus der Zweckgemeinschaft entwickelt sich echte Liebe, doch dann kommt Tamara hinter Arnolds zweite Persönlichkeit.
Charlotte führt eine Beziehung mit Thorsten Kladow (Kay Böger), der in der Kfz-Werkstatt seines Vaters Ralf (Wilhelm Manske) arbeitet und nebenbei an Boxkämpfen teilnimmt. Thorsten wohnt bei seinen Eltern Ralf und Ellen Kladow (1. Besetzung: Angelika Perdelwitz, 2. Besetzung: Marina Braun). Ralf ist strikt gegen die Verbindung von Thorsten und Charlotte, doch die beiden kämpfen um ihre Liebe. Später beginnt Thorsten Anabolika zu schlucken und verändert sich dadurch zusehends. Er wird Charlotte gegenüber gewalttätig und vergewaltigt sie sogar.
Charlotte flieht in die Arme des Assistenzarztes Harald von Griebnitz (Jens Neuhaus) und verlässt mit diesem die Stadt. Nach Charlottes Weggang macht Thorsten eine Therapie und versucht sein Leben wieder in den Griff zu bekommen. Unterdessen kriselt es auch in der Ehe von Ralf und Ellen, und Ellen wendet sich Hajo zu. Erst als Ralf einen Unfall erleidet, der ihn an den Rollstuhl fesselt, kehrt Ellen zu ihrem Ehemann zurück.
Fritz verliebt sich in die quirlige Billie, doch die sieht in ihm nur einen guten Freund. Erst als Fritz mit der todkranken Eva Sanders (Christina Drechsler) zusammenkommt, merkt Billie, dass sie ernsthafte Gefühle für Fritz entwickelt hat. Billies introvertierte Schwester Caroline findet derweil ihr Liebesglück mit dem Postboten David Reinsberg (Alexander T. Thein). Gegen Ende der Serie erscheint mit dem Physiotherapeuten Edmund Kerner (Wolfram Grandezka) und der Kellnerin Lisa Lorenz (Julia Thurnau) schließlich ein neues Traumpaar auf der Bildfläche. Das Liebesglück der beiden wird jedoch getrübt, als Edmund mit der Tatsache konfrontiert wird, dass er eine sechsjährige Tochter hat, von der er nichts wusste.
„Alle zusammen – jeder für sich“ ging am 25. November 1996 erstmalig auf Sendung. Produziert wurde die Serie wie auch „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“, „Unter uns“ und „Verbotene Liebe“ von Grundy UFA, doch im Gegensatz zu diesen Sendungen verzichtete man bei „Alle zusammen“ auf jegliche Außenaufnahmen und drehte stattdessen vollständig in den Studios in Potsdam-Babelsberg. Die Daily Soap lief werktags zwischen 18:55 und 19:30 Uhr, blieb jedoch mit durchschnittlich knapp 400.000 Zuschauern deutlich unter den Erwartungen. Als RTL2 im Sommer 1997 beschloss, aus Kostengründen die Anzahl von eigenproduzierten Formaten zu verringern, war das Ende für „Alle zusammen – jeder für sich“ besiegelt. Nach 230 Folgen erfolgte am 30. Oktober 1997 das Aus. Einige Schauspieler des Ensembles wie z. B. Oliver Petszokat, Wolfram Grandezka oder Kay Böger wechselten direkt im Anschluss in andere von Grundy UFA produzierte Formate.
Kurzübersicht
1996 – 1997
Täglich
- „Come Together“ von Peter Giant