Eine Familie auf dem Weg zur Selbstfindung
Los Angeles, Kalifornien: Im Mittelpunkt der Serie „Transparent“ steht die weitverzweigte jüdische Großfamilie Pfefferman. An der Spitze des Clans befinden sich der Politikprofessor Mort (Jeffrey Tambor) und seine Jugendliebe Shelly (Judith Light), deren Ehe jedoch vor vielen Jahren zerbrach. Nach seiner Pensionierung findet Mort endlich den Mut, seiner Familie zu gestehen, dass er transsexuell ist, fortan als Frau leben möchte und „Maura“ genannt werden will. Während die übrigen Pfeffermans versuchen, diese einschneidende Veränderung zu akzeptieren, und dabei oftmals an ihre Grenzen stoßen, stürzt sich Mort in sein neues Leben als „Maura“ und wird dabei mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. In einer Selbsthilfegruppe lernt Maura die ebenfalls transsexuelle Davina (Alexandra Billings) kennen, mit der sie sich rasch anfreundet. Anhand von zahlreichen Rückblicken wird Mauras langer und steiniger Weg zur Selbstverwirklichung aufgezeigt.
Gleichzeitig haben auch die anderen Familienmitglieder mit ihren eigenen Schicksalen zu kämpfen. Morts und Shellys älteste Tochter Sarah (Amy Landecker) lebt mit ihrem Mann Len (Rob Huebel) und ihren zwei Kindern Zach (Zackary Arthur) und Ella (1. Besetzung: Abby Ryder Fortson; 2. Besetzung: Julia Butters; 3. Besetzung: Ashley Silverman) in einem stattlichen Eigenheim. Nach außen mimen Sarah und Len das glückliche Paar, doch die einst so leidenschaftliche Liebe der beiden ist seit geraumer Zeit verflogen. Durch Zufall trifft Sarah auf ihre alte Bekannte Tammy Cashman (Melora Hardin), mit der sie während ihrer Studienzeit eine innige Beziehung führte. Die beiden Frauen fühlen sich nach wie vor zueinander hingezogen. Hals über Kopf verlässt Sarah ihren Mann und zieht gemeinsam mit Tammy in ihr Elternhaus. Obwohl sie bereits nach kurzer Zeit merkt, dass sie auch mit dieser Entscheidung nicht glücklich wird, will Sarah Tammy heiraten.
Shelly, die schon viele Jahre von Mauras heimlichen Doppelleben wusste, ist in zweiter Ehe mit Ed Paskowitz (Lawrence Pressman) verheiratet. Der ist jedoch seit geraumer Zeit an Alzheimer erkrankt und entwickelt sich bald zu einem Pflegefall. Als Shelly und die anderen Pfeffermans bereits überlegen, bei Ed Sterbehilfe zu leisten, kommt er ihnen zuvor und begeht Selbstmord.
Morts und Shellys Sohn Josh (Jay Duplass) ist ein aufstrebener Musikproduzent, der jedoch ein gestörtes Verhältnis zu Frauen hat, da er als Jugendlicher von seiner wesentlich älteren Babysitterin Rita (Brett Paesel) verführt wurde und dieser noch immer hörig ist. Etwas später lernt er die Rabbinerin Raquel Fein (Kathryn Hahn) kennen, in die er sich Hals über Kopf verliebt. Raquel zieht sich jedoch von ihm zurück, als sie von seinen zahlreichen Frauengeschichten erfährt. Zu allem Übel eröffnet Rita Josh dann auch noch, dass er der Vater ihres 17-jährigen Sohnes Colton (Alex MacNicoll) ist!
Alexandra (Gaby Hoffmann), genannt Ali, ist Morts und Shellys jüngstes Kind. Sie ist hochbegabt, weigert sich jedoch, einer geregelten Arbeit nachzugehen. Stattdessen lebt sie in den Tag hinein, lässt sich von ihrem Vater finanzieren, und vertreibt sich die Zeit mit Drogenkonsum und wechselnden Affären. Durch ihre Tagträumerei ist oftmals nicht klar, welche ihrer Erlebnisse tatsächlich passieren und welche nur Einbildungen sind. Inspiriert durch die Metamorphose ihres Vaters beschließt Ali, Geschlechter- und Frauenforschung zu studieren.
Zu Beginn der zweiten Staffel feiern Sarah und Tammy eine traditionelle jüdische Hochzeitsfeier, doch im Laufe des Abends erleidet Sarah einen Nervenzusammenbruch, da ihr klar wird, dass sie gar nicht mit Tammy verheiratet sein möchte. Sie trennt sich von Tammy und muss sich anschließend auf ein Leben als alleinerziehende Mutter einstellen. Etwas später lernt Sarah, die zu Schulzeiten regelmäßig von einem Lehrer gezüchtigt wurde und davon noch immer sexuelle Fantasien hat, die Domina Pony (Jiz Lee) kennen, bei der sie ihre Gelüste ausleben kann.
Nach Eds Tod zieht Maura vorübergehend zu Shelly, doch Maura fühlt sich rasch von Shellys Nähe erdrückt und kommt bald darauf bei Davina und deren Lebensgefährten Sal (Ray Abruzzo) unter. Während Maura mit der Entscheidung kämpft, ob sie eine vollständige Geschlechtsumwandlung vollziehen soll, findet Shelly neues Liebesglück mit Buzzy Rackless (Richard Masur), den sie in der Synagoge kennenlernt. Maura macht unerwartete Bekanntschaft mit Vicki (Anjelica Huston), der vor einer Weile beide Brüste amputiert wurden.
Josh und Raquel erwarten ein Baby und kümmern sich außerdem um Colton, der in Los Angeles zur Schule gehen möchte. Coltons streng religiöse Adoptiveltern halten Josh jedoch für einen Nichtsnutz und werfen ihm vor, Colton als Baby im Stich gelassen zu haben. Daher nehmen sie den Jungen wieder mit nach Kansas. Josh fällt aus allen Wolken, als er nur durch Zufall erfährt, dass seine Eltern damals von Ritas Schwangerschaft wussten und diese in ihrem Entschluss bestärkten, Colton zur Adoption freizugeben. Kurz darauf verliert Raquel ihr ungeborenes Baby und trennt sich im Affekt von Josh, der sehr unter der Situation leidet.
Ali lässt sich derweil auf eine Beziehung mit ihrer besten Freundin Syd Feldman (Carrie Brownstein) ein, die schon seit Schulzeiten heimlich in Ali verliebt ist. Da Ali jedoch nicht versprechen kann, ihr treu zu bleiben, sagt Syd ihr bald Lebewohl. An der Universität lernt Ali die feministische Professorin Leslie Mackinaw (Cherry Jones) kennen, bei der sie eine wichtige Arbeit schreiben möchte. Ali ist auf Anhieb fasziniert von der wesentlich älteren Frau und lässt sich schließlich von ihr verführen.
Als Ali ihre demente Großmutter Rose (Shannon Welles) besucht, verwechselt Rose ihre Enkelin mit ihrem Bruder Gershon. Auf einer zweiten Erzählebene verlagert sich die Handlung nach Berlin im Jahre 1933. Zu Zeiten der Weimarer Republik gründete Magnus Hirschfeld dort das „Institut für Sexualwissenschaft“, welches nicht nur aufklärerische und wissenschaftliche Arbeit leistete, sondern auch ein Zufluchtsort für homo- und transsexuelle Menschen wurde. Roses Bruder Gershon (Hari Nef) war ebenfalls transsexuell und lebte unter dem Namen „Gittel“ im Institut. Roses Mutter Yetta (Michaela Watkins) plante, mit ihren Kindern in die Vereinigten Staaten auszureisen, doch Gittel weigerte sich beharrlich, Berlin zu verlassen. Als die Nationalsozialisten das Institut plünderten und alle Bücher verbrannten, konnte Rose nur hilflos zuschauen, wie Gittel von den Soldaten verschleppt wurde.
Zu Beginn der dritten Staffel beschreiten die Pfeffermans neue Wege: Nach einer gesundheitlichen Krise befasst sich Maura gedanklich mit Themen wie dem Tod und ihrer Beziehung zum eigenen Körper. Schließlich verkündet sie ihrer Familie, sich einer vollständigen Geschlechtsumwandlung vollziehen zu wollen. Mit dieser Entscheidung stößt sie jedoch Vicki, mit der sie inzwischen eine feste Beziehung führt, vor den Kopf. Eine Weile später erfährt Maura, dass sie einen leichten Herzfehler hat und die geschlechtsangleichende Operation daher nicht durchgeführt werden kann.
Shelly möchte Komikerin werden und arbeitet zusammen mit Buzzy an ihrem Programm „Shelly weiß Bescheid“. Nach einer Weile merkt Shelly, dass Buzzy sie belügt und finanziell ausnutzt. Daher setzt sie ihn schweren Herzens vor die Tür. Ihren Kindern zuliebe wohnen Sarah und Len wieder zusammen, gehen jedoch privat weiterhin getrennte Wege. Mit Leslie als Mentorin arbeitet Ali nun als Dozentin an der Universität. Es wurmt sie jedoch, dass sie ihre Beziehung zu Leslie geheim halten muss. Leslie wiederum wirft Ali vor, sich von ihr zu distanzieren.
Raquel leidet unter ihrer Fehlgeburt und zweifelt an ihrem Glauben. Unterdessen beschließt Rita, ihrem Leben ein Ende zu setzen, und stürzt sich in einem Kaufhaus vom obersten Stock in den Tod. In seiner Trauer sucht Josh die Nähe der transsexuellen Shea (Trace Lysette), die er jedoch gewaltig vor den Kopf stößt, woraufhin sie nichts mehr mit ihm zu tun haben möchte. Josh spielt mit dem Gedanken, zu seinem Sohn Colton zu ziehen, doch der macht Josh klar, dass keiner von beiden mit der Situation glücklich werden würde.
Um ihren Problemen an Land zu entfliehen, begeben sich die Pfeffermans auf eine gemeinsame Kreuzfahrt. Einen Großteil der Reise verbringt jeder für sich auf eigenen Wegen zur Selbsterkenntnis, doch letztendlich finden sie alle zusammen bei einer Sederfeier, zu der es beinahe nicht gekommen wäre. An Bord erhält Shelly die Chance, erstmalig ihr Programm aufzuführen, und erntet dafür tosenden Applaus.
In der vierten Staffel erhält Maura, die nun wieder an der Universität lehrt, das Angebot, einen Vortrag in Israel zu halten. Gemeinsam mit Ali bricht sie ins gelobte Land auf. Ali lässt sich von einer neuen Freundin zu einer Fahrt in die Palästinensergebiete überreden und erlebt dabei hautnah den innerpolitischen Konflikt zwischen Juden und Arabern. Sie beginnt mehr und mehr, ihre eigene Identität infrage zu stellen. Während Shelly Improvisationstheater spielt, beginnen Sarah und Len eine Dreiecksbeziehung mit der Lehrerin Lila (Alia Shawkat). Josh muss sich mit den Erinnerungen an Rita auseinandersetzen. Durch Zufall findet Maura heraus, dass ihr lange tot geglaubter Vater Moshe Pfefferman (Jerry Adler) in Tel-Aviv lebt und sich dort eine neue Existenz aufgebaut hat. Moshe lädt schließlich auch den Rest der Familie Pfefferman nach Israel ein, damit sich alle kennenlernen können.
Im Serienfinale muss die Familie von Maura Abschied nehmen, die an einem Herzinfarkt verstirbt. In ihrer Trauer werden die Pfeffermans von alten und neuen Weggefährten begleitet, bis sie am Ende mit viel Lebensfreude ihre jüdische Identität und ihren starken Zusammenhalt feiern.
„Transparent“ war eines der ersten Formate des Streaming-Anbieters Amazon Prime Video. Nachdem am 6. Februar 2014 zunächst die Pilotfolge veröffentlicht wurde, folgte im Herbst desselben Jahres die komplette erste Staffel, die aus 10 Folgen bestand. Nur wenige Wochen später gewann „Transparent“ bei den 72. Golden Globe Awards in gleich zwei Kategorien und war damit die erste Produktion von Amazon, die mit einer der begehrten Trophäen ausgezeichnet wurde. Zahlreiche weitere Preise und Nominierungen folgten. Obwohl die Serie im Vergleich mit anderen Formaten niedrige Abrufzahlen aufwies, bestellte Amazon aufgrund der guten Kritiken drei weitere Staffeln, die jeweils im Abstand von einem Jahr veröffentlicht wurden. Nachdem bereits eine finale fünfte Staffel angekündigt worden war, wurde Hauptdarsteller Jeffrey Tambor im November 2017 aufgrund von sexueller Belästigung am Set aus seinem Vertrag entlassen. Die Produzenten entschlossen sich daraufhin, die Serie mit einem 90-minütigen Abschlussfilm, welcher als Musical konzipiert wurde, zu beenden. Erschaffen wurde „Transparent“ von Jill Soloway, deren Vater sich ebenfalls im höheren Alter als Transgender outete. Soloway hatte zuvor u. a. einige Jahre an der HBO-Dramaserie „Six Feet Under – Gestorben wird immer“ mitgeschrieben, wodurch es gewisse Parallelen in der Gestaltung und Erzählweise beider Serien gibt.
Kurzübersicht
2014 – 2019
Wöchentlich
- Instrumental